1913 - 2013
Schule und Unterricht in Kilb
(Geschichte)
Die Geschichte von Schule und Unterricht in Kilb ist von der Frühzeit an bis in das 19. Jahrhundert eng mit der Geschichte der Pfarre Kilb und damit mit dem Stift Göttweig verbunden, das auch heute noch den Pfarrer der Pfarrgemeinde Kilb stellt.
Hier einige Auszüge aus dem Buch „Geschichte der Pfarre Kilb“ von P. Benedikt Kißling OSB, 1925 aus dem Verlag der Schulleitung Kilb, Druck: Pressvereinsdruckerei St. Pölten, weiter Quelle: „Marktgemeinde Kilb 1983“ von OSR Leopold Puhr.
Die erste sogenannte Pfarrschule befand sich im heutigen Bürgerspital, das früher von einem Pfarrer für dessen kranke Priester gebaut wurde. (1529 – 1. Türkenbelagerung Wiens – Umherschwärmende türkische Scharen („Tartaren“) verheeren Ort, Kirche und Pfarrhof. Auch das Archiv wurde ein Raub der Flammen. Über das Schulwesen vor diesem Jahr existieren daher keine Unterlagen. Gesichert ist, dass das „Bürgerspital“ aber schon älter ist, und sich darin auch schon vor 1529 eine Schule befand.
Hier wohnten auch der Gesellpriester (heute würde man wahrscheinlich „Kaplan“ sagen), und der Schulmeister.
1570 kaufte ein Protestant namens Jakob Ginger (Herrschaft Grünbichl in Kilb) das Gebäude. Dadurch wurde die (immerhin katholische) Schule heimatlos.
Die Pfarre stellte daraufhin das zum Pfarrhof gehörige Haus Nr. 38 (alte Nummerierung) in der Kohlenbergstraße zur Verfügung. Es wurde später (und wird bis heute) wegen seiner Lage die „Hohe Schule“ genannt.
Die „Hohe Schule“ wurde Zeuge einer wechselvollen Geschichte:
1601 starb dort der Schulmeister Nikolaus Heysser im Alter von 71(!) Jahren.
1634 schleppte der dort wohnhafte Mesner Adam Pognitz die Pest ein, an der er „samt Weib und Kind“ dann auch verstarb. Mit ihm in der Folge fast 160 weitere Kilber. Sie wurden außerhalb des Ortes in einem Massengrab beerdigt. Das Pestkreuz in der Hürmer Straße (siehe weiter unten) markiert die Stelle.
Die Schule war 2-klassig. Der Schulgehilfe war gleichzeitig der Kantor in der Pfarrkirche.
Im Jahre 1683 wurde Kilb von im Rahmen der 2. Türkenbelagerung Wiens umherschwärmenden turktartarischen Reiterscharen überfallen. Dabei starb der Schulmeister Stephan Schild an den schweren Misshandlungen, die ihm die Türken zufügten. Die „Hohe Schule“ wurde ausgeplündert und abgebrannt.
Nach dem Ende der Türkengefahr ließ nun Abt Berthold von Göttweig östlich der Kirche ein neues Schulgebäude erbauen. Es war ebenerdig und hatte ein geräumiges Lehrzimmer mit fünf Fenstern, das dem Schulgehilfen gleichzeitig als Wohnraum diente. Als erster Schulmeister wird dort ein gewisser Leopold Ertl (1683 – 1687) genannt. Seine Nachfolger erhielten sogar den Titel „Rektor“. „Etliche Jahre später“ (leider keine genauere Angabe erhebbar) wurde das Schulgebäude um vier Klafter verlängert. Dadurch erhielt der Rektor mehr Wohn- und Nebenräume und konnte sich nun sogar zwei Kühe halten.
1787 konnte Rektor Anton Neumann eine dritte Klasse (!) eröffnen. (Immerhin gab es noch keine allgemeine Schulpflicht!)
1813 wurde ein gewisser Franz Lobinger Schulgehilfe bei seinem gleichnamigen Vater. Dieser musste allerdings erst (1820) Verwalter im Schloss Grünbichl werden, um seinem Sohn 1833 eine Karriere als Rektor zu ermöglichen.
Franz Lobinger jun. erwies sich als sehr begabter Komponist. Er schuf ca. 100 Messen, komponierte 1838 zu Ehren eines (nicht näher bezeichneten – Anm. des Autors) Jubiläums des Dompropstes Spendon von Kirnberg eine Kantate und ließ 1858 bei Leopold Sommer in Wien seine „Gedanken zum steinernen Pestkreuz außer Kilb“ in gebundener Form erscheinen. Dafür erhielt er nicht nur eine recht ansehnliche Pension (304,76 ½ fl – d.s. Gulden), sondern auch in Krems das „Goldene Verdienstkreuz“. Franz Lobinger übersiedelte nach seiner Pensionierung (1871) nach Krems und starb dort 1888 im Alter von 91 Jahren.
1 Wiener Klafter = 6 Fuß = 1,8965m (Bis Einführung desmetrischen System 1872)
1867 erhielt die „Alte Schule“ ihre bis zuletzt sichtbare Gestalt. (1996 abgerissen und durch einen Supermarkt „ersetzt“.) Bald nach der Einführung der allgemeinen, 8-jährigen Schulpflicht (1868) kam die Errichtung einer vierten Klasse (1874 unter Oberlehrer Johann Tauchner), außerdem musste am Markt 4 (alte Nummerierung) eine Parallelklasse eingerichtet werden. Die Schulaufsicht – bisher Aufgabe des Dekanates – ging auf die Bezirkshauptmannschaft (damals Scheibbs) über.
1882 wurde in Kettenreith eine Filialschule eröffnet, die zum Schulverband Kilb gehörte. Der erste dortige Schulleiter, Josef Auster, betätigte sich als Heimatforscher und schrieb heimatkundliche Abhandlungen über „Chiuliub“ (alter Name für Kilb) und Peilstein.
Steigende Schülerzahlen führten dazu, dass 1913 unter Oberlehrer Heinrich Schultz von Stranitzky eine neue Schule erbaut werden musste. Sie wurde von dem Kilber MaurermeisterLeopold Haiden erbaut.
Berichtet wird aus dieser Zeit (leider auch ohne genaue Zeitangabe) über einen „vielseitigen Lehrer und Organisten“ namens Josef Balatka, der z.B. das „Schwarzbraune Maidelein“ von Ludwig Ganghofer so gut vertonte, dass es neben St. Pölten und Linz auch in Wien, Triest und sogar in Hamburg aufgeführt wurde.
In der Zeit des ersten Weltkrieges (1914 – 1918) standen er und drei andere Lehrkräfte der Volksschule Kilb im Feld. Den Unterricht hielten die Frau Oberlehrer und ein Fräulein Pawlowitsch provisorisch aufrecht. Dem Vernehmen nach fiel Josef Balatka seinen schweren Verletzungen, die er sich im Krieg zugezogen hatte, daheim zum Opfer. Ein Cooperator namens P. Ludwig Koller OSB erteilte ihm damals (Datum nicht genannt) die hl. Sterbesakramente.
1920/1921 war die Volksschule Kilb bereits 6-klassig. 322 Kinder wurden in diesem Schuljahr unterrichtet.
Ab 1930 beherbergte das Schulgebäude auch eine landwirtschaftliche und eine allgemeine gewerbliche Fortbildungsschule, die erst in den 50-er Jahren (1958?) in zentralere Orte (Mank und St. Pölten) ausgelagert wurde.
1945 diente das Gebäude der Volksschule Kilb heimkehrenden ungarischen (Zwangs-)Fremdarbeitern als vorübergehende Unterkunft. Das Gebäude wurde dabei völlig ausgeplündert und verwüstet. Die Besetzer scheuten auch nicht davor zurück, in ihrer Gier nach Schnaps die in Alkohol eingelegten Tierpräparate auszutrinken. Gerade einmal zwei Schlangen-Präparate überstanden diese Orgien unbeschadet.
Für die Kilber Schulkinder, die nun in Gasthäusern unterrichtet wurden, kam dann doch Ende März ein vorzeitiger Schulschluss. Am 8. Mai 1945 (ca. gegen 11:00 Uhr) erschienen die ersten russischen Soldaten in Kilb. Erst ab dem 10. September 1945 gab es wieder regelmäßigen Unterricht. Gegen Jahresende 1945 wurden 4.160 Mark für den Ankauf von neuen Kreuzen für die Klassenräume gesammelt. (1940 entfernt).
1962 Umbau der sanitären Anlagen, 1965 Einbau der Zentralheizung.